Gesundheit erhalten ...

Antibiotika reduzieren!

Bei ersten Anzeichen von Schwanzkannibalismus sofort handeln

(aho) – Treten in einem Bestand erste Anzeichen von Schwanzkannibalismus auf, so ist dies immer Grund für „Alarmstufe Rot“, da es zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar ist, ob es bei diesem Einzelfall bleibt oder ob sich das Phänomen im gesamten Bestand ausbreitet. Von einem entzündeten Schwanz kann sich die Infektion rasch in Richtung Wirbelsäule ausbreiten und dann dort Abszesse absiedeln, was spätestens am Schlachthof auffällt und kostenträchtig gemaßregelt wird.

Parallel zur Behandlung betroffener Einzeltiere muss eine grundsätzliche Ursachenforschung einsetzen. Hier werden Stoffwechselstörungen mit Schwanzspitzennekrosen, Wassermangel, Stallklimastress, Fütterungsfehler, ein Ausfall der Fütterung und viele andere Ursachen diskutiert und sind auch dokumentiert. Eine große Rolle spielt die Ferkelgenetik, da oft die Wahl des Besamungsebers das Verhalten der Nachkommen wesentlich beeinflusst.

Hochattraktiv

Angebissene und blutende Schwänze sind für Buchtengenossen hochattraktiv. Sie haben sowohl durch das rote Blut und die entzündliche Rötung eine hohe Signalwirkung, die noch durch den Geschmack und Geruch von Blut und Entzündungssekreten verstärkt wird. Zudem vollführen gebissene Schweine mit ihren Schwänzen zuckende und rotierende Bewegungen, die das Interesse der Buchtengenossen wecken.
Es gilt deshalb bereits erste Schäden und wunde Stellen örtlich zu versorgen. Sowohl das Blut als auch die Sekrete müssen mittel eines Sprays (Topic®-Spray) geruchlich überdeckt und entfernt werden. Zudem muss die juckende und gereizte Haut des Schwanzes beruhigt werden, so dass die Schweine die typischen zuckenden und rotierende Schwanzbewegungen unterlassen. Diese Maßnahmen können durch Antibiotikainjektionen nicht ersetzt werden, da in der Anfangsphase Bakterien nur eine untergeordnete Rolle spielen und es bei den meisten Wirkstoffen fraglich ist, ob diese überhaupt die betroffenen oberen Hautschichten erreichen.

Genau hinsehen

Erst wenn bedrohliche Symptome wie eine deutliche Verdickung des Schwanzes an der Basis oder eine Gangunsicherheit in der Hinterhand auftreten, sind Antibiotika per Injektion angezeigt. Hier sind einzelne Injektionen unzureichend. Amoxicillin-Langzeitpräparate wie Vetrimoxin LA gewährleisten durch die zweitägige Wirkdauer und eine wenigstens dreimalige Anwendung eine ausreichende Behandlungsdauer.

Beißer raus; Mineralstofflecksteine und Kaumaterial rein

Gleichzeitig gilt es, den Beißer zu identifizieren und möglichst aus der Gruppe zu entfernen. Wenn noch nicht vorhanden muss plastisch verformbares „Kaumaterial“ angeboten werden. So Tannen- und Obstbaumzweige, Maissilage, Gummistreifen an Ketten und Stroh. Hierbei ist zu bedenken, dass Stroh selbst mit unterschiedlichen Mengen an Myotoxinen belastet sein kann. Ketten, Bälle und Kanister eignen sich nicht, da sie dem Kaubedürfnis des Tiere nicht gerecht werden. Ebenso können Mineralstofflecksteine aus der Rinderfütterung für Ablenkung sorgen. Derartige Lecksteine werden von den Schweinen durch die rote Färbung und den intensiven Geschmack sehr gern angenommen und eifrig beknabbert. Die Mineralstofflecksteine werden mit einem Seil in die Bucht gehängt, so dass sie nicht verschmutzen.

Vorbereitet sein!

Um sofort regieren zu können, sollte auf betroffenen Betrieben immer ein kleiner Vorrat von Mineralstofflecksteinen und ein Pflegespray (Topic®-Spray) vorhanden sein.