Gesunde Tiere sind kein Zufall!

... sie müssen produziert werden!

Federpicken und Kannibalismus im Geflügelstall

[Foto: Kannibalismus bei Junghennen, hier im Mobilstall (Auslaufhaltung)] Federpicken und Kannibalismus kommen in allen Geflügelhaltungssystemen vor. Die Ursachen und Auswirkungen beider Verhaltensstörungen, die unabhängig voneinander auftreten können, sind ähnlich und durch mehrere Faktoren bedingt. Doch gilt Federpicken als Auslöser für Kannibalismus. Federpicken und Kannibalismus sind kein neues Phänomen der modernen Geflügelhaltung. Bereits im Jahre 1873 beschrieb Robert Oettel in seinem Buch „Der Hühner- oder Geflügelhof“ Gefiederschäden und Kannibalismus.

Genetik und Management

Offensichtlich spielen die Genetik der Tiere, das Betriebsmanagement und die Haltungssysteme eine Rolle. Es gilt als wahrscheinlich, dass das Federpicken eine Fehlleitung des natürlichen Pickens ist. In empirischen Studien wurden Kriterien ermittelt, die zur Reduzierung oder sogar Vermeidung des Federpickens bei Legehennen beitragen können. Als besonders wirksam werden Maßnahmen angesehen, die bereits bei der Aufzucht der Junghennen angewendet werden. Dies sind z. B. die Bereitstellung von Beschäftigungsmaterial, erhöhte Sitzstangen, eine spezifische Einstreu und ein hochwertiges Futterangebot. Von großem Einfluss ist auch das Herdenmanagement, z. B. im Hinblick auf ein optimales Stallklima, eine ausgewogene Beleuchtung und eine intensive Bestandsbeobachtung. Trotz der genannten Maßnahmen lasst sich das Auftreten von Federpicken bislang jedoch nicht völlig vermeiden. (Windhorst, 2013)

Vegetarische Fütterung

Nach einer Studie von Wissenschaftlern des Roslin Institutes in Edinburgh, Scotland, tritt dann lebensbedrohliches Federpicken bei Hennen mit Auslauf besonders häufig auf, wenn sie gänzlich vegetarisch ernährt werden. In ihren Versuchen differierten die gefütterten Rationen nicht im Bezug auf Rohprotein, essentiellen Aminosäuren, Vitaminen und Mineralien. Allein die Auswahl des Eiweissträgers war entscheidend. Bei den vegetarischen Hennen war es Soja, bei den konventionellen Hennen Fischmehl.

Gegenmaßnahmen

Verletzte Tiere müssen sowohl aus Tierschutzgründen als auch zur Reduzierung des Lerneffektes separiert werden. Gereizte Hautpartien können mit Topic® Spray abgedeckt werden. Ebenso müssen „Picker“, die teilweise am blutigen Schnabel erkennbar sind, aus der Herde entfernt werden.